letzte Kommentare / Wahnsinn. lg webby Gru Bär / und ich würd sie sitten während du urlaubst. ;) schlampi / Sie haben es beide richtig erkannt, meine Damen. Steht mir UND könnte (vor allem bei entsprechender... 0815tussi | |
01
Mai
Erinnerungsfetzen Oma war der Mensch, bei dem immer alles erlaubt war, auch Naschen vor dem Mittagessen, Spielzeug nicht wegräumen, das Badezimmer mit Fichtennadelschaumbad unter Wasser setzen, vom Kasten aus aufs Bett springen ... Oma nähte mir mein erstes Kuscheltier, einen Hasen aus echtem Fell. Hoppel, den man so wunderbar an seinen langen Ohren herumschleifen konnte. Oma hatte immer schon lange, dünne, graue Haare, die sie zu einem Knoten gebunden trug. Und Küchenschürzen. Bei Oma war alles erlaubt. Oma las furchtbar gerne "Frauenzeitschriften" und warnte voll Inbrunst davor zu heiraten, schon gar einen Ausländer. Schlimme Geschichten hatte sie da zu erzählen, aus "Herz für die Frau" & Co. Überhaupt das Heiraten, nein, das sollte man lieber lassen, damit, so meinte sie, höre das Leben auf. In der Verwandt- und Bekanntschaft jedoch waren es dennoch immer die Frauen, die habgierig waren, egoistisch und gemein. Oma liebte ihre Briefmarken und Münzsammlung und die Pfandbriefe oder Wertpapiere. Papiere, von denen man etwas abschneiden musste und damit dann zur Bank gehen. Und sie liebte es von der Zeit zu erzählen, als sie noch im Gastgewerbe arbeitete, bevor sie Opa heiratete, sie bekam leuchtende Augen, wenn sie aus dieser Zeit erzählte. Aber es gab auch die anderen Geschichten. Die, als Opa im Krieg war und sie allein mit dem Kind, als sie Putzen ging und dieser Oberst ihr dann half eine Wohnung zu finden, in der sie Zimmer vermietete. Wie es war, als Opa aus dem Krieg zurückkam, davon erzählte sie nur selten, davon gab es nur Andeutungen, davon, wie sie es wieder lernte, mit diesem Fremden zu leben. Oma schwärmte von Norbert, diesem netten jungen Mann, den ich ab und zu mitbrachte. Also wenn schon einer, dann der. Das mit der Homosexualität, das würde sich schon legen, meinte sie. Nein, für SOWAS, wäre der viel zu charmant und wohlerzogen. Den ersten Joint, der tatsächlich Wirkung zeigte (und was für eine) rauchte ich zusammen mit meiner Freundin Gerti nach der Schule, bevor wir bei Oma zum Essen eingeladen waren, und sie freute sich sosehr über unseren ausgezeichneten Appetit und unsere gute Laune. Ich habe Omas Welt nie verstanden, diese Welt aus Geschichten von der Tochter von ... und dem Sohn der Schwester von ... und den "Wahren Geschichten" und "Lebensbeichten" der Zeitschriften, trotz der vielen Nachmittage, die wir damit verbrachten. Im Fluss der Regelmäßigkeit der Besuche boten diese Geschichten dennoch Anknüpfungspunkte, einen Faden, der sich durch unsere Begegnungen zog und der irgendwann abriss ohne durch Anderes ersetzt zu werden. Zwei Frauen in zwei Welten, so verschieden, wie sie nur sein könnten. Meine kleine Oma ist gestern früh gestorben, wann genau weiß ich noch nicht, irgendwann als Martin und ich im Flugzeug saßen von Mombasa zurück nach Wien, vermute ich. Was bleiben sind Erinnerungsfetzen und das beklemmende Gefühl, sie eigentlich nie wirklich gekannt zu haben.
Oh, das tut mir Leid Es klingt, als sei Deine Oma eine sehr liebe Oma gewesen (auch, wenn sie sich mit der Warnung, Du solltest nicht heiraten, nicht durchgesetzt hat). Es tut mir Leid, dass Du sie verloren hast. mein aufrichtiges beileid :( |